Einkehr und Wohnen in einem 800 Jahre alten Ritterhaus.

"Hier erlebt man Zauberhaftes, ohne magische Pilze zu haben", notierte LSD-Entdecker Albert Hofmann ins Gästebuch. War es die Küche, in der bis heute in Kupferpfannen alpenländische Rezepte zubereitet werden? Oder die im Eichenfass reifende Weine aus dem karolingischen Keller? Oder einfach den mittelalterlichen Charme des mit Sgraffiti und Ornamenten geschmückten Patrizierhauses voller Geschichte(n)?
  • Süva

Geschichte zum Anfassen

Teil eines bestehenden Baus wird abgetragen, davon erhalten sind tiefgreifende Fundamentmauern. Ab 1199 entsteht ein Gebäudekomplex mit Hauskapelle, Refektorium und ein Hospiz. Seither residiert auf mehrere Jahrhunderte das aus Venedig abstammende Geschlecht Polo, mutiert in Ca-Polo, Capol (Hausmacht des Polo). Sie bekleideten Vertrauenspositionen der jeweiligen Regentschaften (Repubblica Veneta, Fürstbistum Chur, Haus Habsburg), wirkten als Wirtschafter (weltliche Pröpste) des unweit gelegenen Benediktinerinnen-Klosters St. Johann in Müstair, ersteigerten Podestaten-Ämter in der Valtellina. Sie erledigten zahlreiche Amtsgeschäfte, welche zugleich die Geschichte des Hauses prägten. Im östlichen Anbau betreuten Augustiner-Mönche einen Hospizbetrieb mit Kapelle und Refektorium. Der Nord-Trakt war ausgestattet mit der Ökonomie. 1481 erhebt Kaiser Friederich III die Capols in den Grafenstand. 1506 weilt dessen Sohn Maximilian I Rex in der Chasa de Capol. 1677 Ausbau der Stuben in Arvenholz. 1728 ist das Geburtsjahr des galanten Komponisten Petrus Sebastianus de Capol. 1774 nach dem Dorfbrand, Aufbau von Krüppelwalmdächern. Im Jahre 1838 erlosch dieser Stamm der gräflichen Familie de Capol. Das Haus ist sich selbst überlassen. 1917 Einsturz des Ökonomietraktes verursacht durch aussergewöhnliche Schneelast und Dachreparatur durch das während der Grenzbesetzung hier weilende Militär. Ab 1950 nach rund 120-jährigem Leerstehen wird das Ritterhaus von meinen Eltern erworben und mit viel Herzblut und Verzicht zu neuem Leben erweckt. Mittlerweile wurde die Pflege dieses Kulturerbes mir übertragen. Heute entwickelt sich die  Chasa de Capol sanft und nachhaltig. Der Geist der Capols, der Augustinermönche, der Säumer, der Ritter und Minnesänger ist alleweil noch zu spüren. Ramun Schweizer

Adelsbrief 1481